Was macht eine Psychologin in eigener Praxis Teil I?

Welche Aufgaben hast du als Psychologin in eigener Praxis?

• Kontakt mit Klient:innen
  Die Hauptaufgabe, welche 75% der Zeit ausfüllt, ist der Kontakt mit den Klient:innen.
• Verwaltungsarbeiten
  Verwaltungsarbeiten wie Rechnungen schreiben, Termine koordinieren, Briefe an eine Kollegin oder einen Kollegen schreiben müssen erledigt werden.
• Weiterbildung
  Psychologinnen und Psychologen bilden sich regelmäßig weiter, indem sie aktuelle Fachzeitschriften und -artikel lesen, Weiterbildungen besuchen und sich in neuen Therapierichtungen einarbeiten.
• Supervision
  Laufende Fälle und damit aufkommende Fragen werden mit einer Supervisorin oder einem Supervisor angeschaut und reflektiert, eine Art Qualitätsmanagement. Auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und die Netzwerkarbeit sind wichtiger Bestandteil der Arbeit.
• Selbstfürsorge
  Die Arbeit als Psychologin oder Psychologe bringt oft belastende psychische Inhalte mit sich. Umso wichtiger ist es, als Psychologin oder Psychologe durch Selbstfürsorge gut für die eigene Psyche zu sorgen.

Wer kommt alles in deine Praxis?

Zu Sarah Seidl kommt eine sehr bunte Mischung von jungen und alten Menschen, Einzelpersonen, Paare und Familien. Eins haben sie gemeinsam: sie stecken aktuell in einer Lebenskrise oder tragen bereits seit längerem ein Thema mit sich herum. Als Psychologin ist es eine Herausforderung, sich bei jeder Sitzung wieder neu auf sein Gegenüber einzustellen und an dessen Lebensrealität anzudocken. Themen und Fragestellungen mit denen Menschen in Sarah Seidls Praxis kommen:

• Jemand der frisch geschieden ist stellt sich die Fragen „Wie komme ich persönlich mit dieser neuen Situation klar?“ „Wie kann ich den Kontakt zu meinem Sohn trotz Konflikte zu meiner Expartnerin aufrechterhalten?“
• Eine Frau, die vor 6 Wochen entbunden und Schwierigkeiten hat, sich in der neuen Situation zurecht zu finden
• Ein Paar, das kurz vor der Trennung steht
• Jemand, der unter Panikattacken leidet und sich zunehmend zurückzieht.

Bevor Sarah Seidl ihre erste Sitzung um 8.00 oder 9.00 Uhr hat, schaut sie sich an, wer an diesem Tag alles in ihre Praxis kommt und stellt sich kurz auf jeden ein.  Dass Sarah Seidl von Natur aus ein neugieriger Mensch ist, hilft ihr, gut an die Lebensrealität ihrer Klient:innen anzudocken. Sie merkt sich z.B. wie der Hund heißt oder was das letzte Urlaubsziel war. Solche Kleinigkeiten holen den anderen ab und er fühlt sich in seiner ganzen Person gesehen, nicht nur auf der Sprachebene.

An welchen Themen arbeiten deine Klient:innen?

Die Themen umfassen die ganze Bandbreite an psychischer Symptomatik.

• Ängste, Zwänge oder depressive Episoden
  Zum Beispiel Menschen mit Angsterkrankungen, die Panikattacken haben oder bestimmte Dinge nicht mehr tun (z.B. Menschenansammlungen meiden, nicht mehr einkaufen oder ins Kino gehen).
• Krisen- und Umbruchssituationen,  wichtige Lebensentscheidungen
  z.B. Unzufriedenheit im Job, Jobverlust, zwischenmenschliche Themen und Konflikte
• Themen, die Klient:innen aufarbeiten wollen
  Oft tragen Klient:innen ein Thema schon lange mit sich herum und wollen es durch die Therapie für sich bearbeiten und so auch eigene Erlebens- und Verhaltensweisen besser verstehen lernen 
• Stress oder Überforderung
  z.B. Stresssituationen im Alltag, im Beruf oder in der Kindererziehung

Im zweiten Teil unseres Beitrags könnt ihr euch darauf freuen, wie man sich die Arbeit an den Themen vorstellen kann, wie eine Einzelsitzung abläuft und warum Supervision und Selbstfürsorge ein wichtiger Bestandteil der Arbeit als Psycholog:in sind.